Cyborg-City 2: Immersives Theater in Berlin

Ab heute Abend gibt es in Berlin fünf Tage lang immersives Theater vom Feinsten. Ich konnte Cyborg-City 2 bereits Mitte Mai sehen und war begeistert. Denn es ist nicht nur immersiv, sondern auch durchgehend interaktiv. Das verheißt – auch ohne VR-Brillen – jede Menge Spaß und machte mich mit einem neuen Theater-Genre bekannt: dem Game Theater.

Wer will schon auf eine Burg, wenn es die Borgs gibt?

Meine Mutter schickte mir vor Kurzem eine ominöse E-Mail. Im Betreff hatte sie nur „immersives Theater!“ geschrieben, mit einem Ausrufezeichen. Sonst nichts. In der E-Mail war kein Link, sondern ein Foto und ein sehr kurzer Text, die sie wohl beide aus ihrer Tageszeitung (aus Papier) ausgeschnitten und eingescannt hatte. Ein wenig altmodisch, aber nun gut.

Was meine Aufmerksamkeit aber sofort fing, war der Name der Theatergruppe: BORGTHEATER. Was für ein genialer Name ist das denn bitte?! Ohne den Text zu lesen und ohne auch nur im Geringsten zu wissen, um was es in dem Stück gehen sollte, kaufte ich Karten. Ein Spontankauf, der sich als Glücksgriff entpuppen sollte.

Ein paar Tage später stand ich mit meiner Mutter – wer E-Mails verschickt, muss auch mitkommen! – vor dem alten Delphi-Theater in Weißensee, Berlins Norden. Völlig gestresst war ich meinem Umzugs-Chaos zuhause entflohen und hundemüde. Es lagen also die denkbar schlechtesten Voraussetzungen für einen gelungenen Theater-Abend vor. Und doch…

Die Handlung findet parallel in mehreren Räumen statt

Im Foyer kam eine junge Frau auf uns zu und legte uns ein Plastikarmband an. Was es damit auf sich hatte, sollten wir erst im Laufe des Abends erfahren. Das Publikum wurde in kleine Gruppen aufgeteilt. Wir waren zu viert und durften, oh Glück, gleich als erste in den Theatersaal gehen.

Dort angekommen standen wir vor einer ungewöhnlichen Szenerie: Im Inneren des beeindruckenden Saales, in dem übrigens auch die Serie Babylon Berlin gedreht wurde, stand ein aufgeblasenes Zelt aus Plastik. Immer entlang weißer Markierungen kletterten wir durch einen Schlitz in der Wand hinein Dort erwarteten uns mehrere Gänge und Räume, ein wahres Labyrinth. Wir waren in Cyborg City.

Gleich im ersten Raum trafen wir auf Odysseus, das Steuerungsprogramm von Cyborg City. Odysseus hieß uns willkommen und schickte uns nach einer kleinen und äußert informativen Einführung auf unsere Mission. Voller Tatendrang machte sich unsere Vierer-Gruppe auf in den nächsten Raum, während hinter uns die zweite Gruppe eintraf.

Game Theater: Folge der Quest!

Was wir in den nächsten Räumen erlebten, war eine für mich völlig neuartige Mischung aus Theater und Escape Room, ein Video-Spiel in der Realität, eine Zeitreise von den 30er Jahren in die Zukunft. Zu Asche, zu Staub, zu Odysseus. Wir haben viel gegrübelt, viel gelacht und vor allem: viel gestaunt. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen, als ich auf das erste Mal auf die Schauspieler, die Cyborgs, traf. Herausragend, wie sie zwischen Improvisation und Text hin und her wechseln konnten. Was auch immer wir versuchten: sie hatten eine Antwort.

Welche Rätsel uns die Cyborgs stellten, erzähle ich Euch aber ein anderes Mal. Für heute bleibt es bei dem Veranstaltungstipp, denn das Stück wird ab dem 29.5. im Rahmen des Performing Arts Festivals noch einmal für fünf Tage in Berlin – diesmal im Kühlhaus! – aufgeführt. Alle Greifswalder haben sogar Ende Juni noch eine letzte Chance, es zu erleben. Ihr solltet es auf keinen Fall verpassen.

Cyborg-City 2/ odysseus.maschine ist die Fortsetzung des 2018 aufgeführten Stücks Cyborg-City/ die Schlacht um Troja.kon (siehe Video oben). Das sollte aber niemanden abschrecken, denn die Fortsetzung steht für sich und ist gut verständlich auch ohne, dass man den ersten Teil gesehen hat.

Die Aufführungen finden statt vom 29.5. bis zum 2.6.2019 in Berlin und ab dem 21.6. in Greifswald. Weitere Infos und Tickets für Berlin gibt es hier.

Warum immersives Theater für Storytelling in VR und AR so wichtig ist, könnt Ihr in diesem Artikel nachlesen.

Veröffentlicht von Pola Weiß

#Diplom-Psychologin #Filmtante #Kino-Binge-Gängerin #Fernseh- und Online-Redakteurin ## Ich liebe gut erzählte Geschichten, egal wo. Während meiner spannenden Arbeit als Medienarbeitsbiene (u.a. für SWR und arte) bin ich auf die unglaubliche Welt von Virtual Reality gestoßen. 2017 habe ich schließlich VR Geschichten gegründet und entdecke seitdem von Berlin aus die unendlichen VR Weiten.

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